Am 3. November 2025 ist eine Studie in der angesehenen Fachzeitschrift Nature erschienen, die sich mit älteren Menschen ohne aktuelle kognitive Einschränkungen beschäftigt. In der Studie wurde geprüft, wie Bewegung – konkret gemessen über Schrittzahl mit einem Schrittzähler – mit dem Fortschreiten von Veränderungen im Gehirn und mit kognitiver/ funktionaler Verschlechterung zusammenhängt. Konkret: Wie wirkt sich Bewegung aus bei Menschen mit einem erhöhte Wert von Amyloid‑β („Amyloid“) – einem frühen Biomarker von Alzheimer Demenz (AD) – und wie hängt das mit der Zunahme von Tau‑Protein im Gehirn zusammen, das als wichtiger Marker im Krankheitsverlauf gilt.
Wichtige Ergebnisse
- Bewegung & kognitive/ funktionale Entwicklung
Bei den Teilnehmenden mit einem hohen Amyloid-Spiegel zu Studienbeginn zeigte sich: Wer mehr Schritte pro Tag machte, hatte eine langsamere Abnahme der kognitiven Fähigkeiten und der Alltagsfunktion.
Anders gesagt: Auch Menschen, die bereits Hinweise auf Alzheimer-Pathologie hatten, konnten durch mehr Bewegung tendenziell ihre Gedächnisleistung länger stabilisieren. - Bewegung & Amyloid-Veränderung
Die Bewegung war nicht mit niedrigeren Amyloidwerten verbunden – weder am Anfang noch im Zeitverlauf. Das heißt: Mehr Schritte führten nicht zu weniger Amyloid. - Bewegung & Tau-Aufbau
Der wichtige Mechanismus scheint zu sein: Höhere Schrittzahlen waren mit einem langsameren Aufbau von Tau-Protein im sog. inferioren Temporallappen im Gehirn verbunden – und dieser langsamere Aufbau könnte den langsameren kognitiven Abbau erklären. - Dosis-Antwort & Schwellenwert
Es zeigte sich eine nicht-lineare Beziehung: Der Zugewinn an Vorteil durch mehr Bewegung steigert sich bis zu einem Bereich von etwa 5.000 bis 7.500 Schritte pro Tag, ab da flacht der zusätzliche Nutzen ab.
Das heißt: Schon moderates tägliches Gehen scheint einen großen Teil des Effekts auszumachen.
Bedeutung & praktische Schlussfolgerungen
- Diese Studie liefert starke Hinweise, dass körperliche Aktivität vor einer klinisch sichtbaren Alzheimer‐Erkrankung (also im präklinischen Stadium) einen relevanten Hebel darstellen kann.
- Wichtig: Bewegung scheint nicht über die Amyloidlast zu wirken, sondern über eine Reduktion des Tau‐Aufbaus bzw. dessen Ausbreitung. Damit wird ein möglicher biologischer Mechanismus sichtbar: Bewegung → weniger Tau → langsamerer kognitiver Abbau.
- Für ältere Menschen, insbesondere jene mit erhöhtem Alzheimer‐Risiko (z. B. hohe Amyloidwerte oder andere Risikofaktoren), könnte das bedeuten: Schon moderates tägliches Gehen (~5.000 Schritte/Tag) kann einen messbaren Unterschied machen.
- Auch wenn die Studie nicht beweist, dass Bewegung sicher Alzheimer verhindert (da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt), so liefert sie doch eine gute Basis für Präventionsansätze.
Wenn Sie mehr über Möglichkeiten der Prävention bei Demenz erfahren möchten, vereinbaren Sie gerne ein Beratungsgespräch auf unserer Webseite.
Herzliche Grüße
Dr. med. Klaus-Christopher Amelung
Quelle: Yau WW, Kirn DR, Rabin JS, Properzi MJ, Schultz AP, Shirzadi Z, Palmgren K, Matos P, Maa C, Pruzin JJ, Schultz SA, Buckley RF, Rentz DM, Johnson KA, Sperling RA, Chhatwal JP. Physical activity as a modifiable risk factor in preclinical Alzheimer’s disease. Nat Med. 2025 Nov 3. doi: 10.1038/s41591-025-03955-6. Epub ahead of print. PMID: 41184638
P.S.: Die Angebote von www.demenzhilfe-deutschland.de werden von uns ohne finanzielle Förderung entwickelt. Wir sind für unsere weitere Arbeit für die Verbesserung der Situation von Demenzpatienten auf Spenden angewiesen. Falls Sie uns unterstützen wollen, klicken Sie hier:
