Das Hörsystem wird als eines der ersten Gehirnteile entwickelt, bereits nach 16 Wochen im Mutterleib sind die Funktionen fast vollständig ausgebildet. Wir sind als Menschen also vor allen anderen Fähigkeiten in der Lage, zu hören. Dies ist einer der Gründe, warum Eltern ihren ungeborenen Kindern Musik vorspielen.
Weil das Gehör bereits so früh ausgebildet ist, sind unsere frühesten Erinnerungen oft an Töne oder Musik gebunden. Aus diesem Grund macht es Sinn, bei Demenzpatienten mit Musik an Erinnerungen und Stimmungen zu arbeiten. Auch wenn bei Menschen, die an Demenz leiden, vieles in Vergessenheit gerät – an Musikstücke aus ihrer Kindheit und Jugend können sich viele noch lange erinnern. Musiktherapeuten nutzen diese Fähigkeit, um Patienten aus ihrer Isolation herauszuholen und ihnen zumindest kurzzeitig Freude zu verschaffen. Wie ist das möglich?
Um festzustellen, welche Gehirnareale durch Musik aktiviert werden, fertigen Forscher in Magnetresonanztomografen Hirnscans an. Für die Langzeit-Musikerinnerung wurde eine Region identifiziert, die Teil des supplementär-motorischen Areals und des vorderen zingulären Kortex ist. Dann wurde diese für Musik relevante Region bei Alzheimerpatienten untersucht. Die für Musik wichtigen Areale waren häufig am wenigsten angegriffen.
Das gewonnene Wissen weckt Hoffnung auf neue Therapien. Es ist denkbar, dass ein intaktes musikalisches Gedächtnis bei dementen Patienten dazu genutzt werden kann, verlorene Informationen aus anderen Gedächtnisdomänen aufzurufen und z.B. die Erinnerungsfähigkeit durch Musik zu verbessern.
Forscher beobachteten nämlich, dass die Nervenverknüpfungen von manchen Arealen sich mit dem Fortschreiten von Alzheimer verstärken, während sie andernorts abnehmen. Das lässt darauf schließen, dass das Gehirn versucht, ein entstehendes Defizit auszugleichen. Vielleicht kann man also einen milderen Krankheitsverlauf erreichen, wenn man die Patienten musikalisch anregt.